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klaus benhof
 
Wittwulf Y Malik
Portfolio
Formwerkzeuge
Wittwulf Y Malik
"Von den Dingen", op. 83,1 (1996)
für Violoncello und Tonband
in 3 Sätzen


Eine musikalische Interpretation des Fotos "Formwerkzeuge I"
Die Sätze 1 und 3 dieses Werkes, bestehend aus computergesteuerter elektronischer Musik, die beim Live-Konzert vom Tonband kommen, gehen noch eine Abstraktions-
ebene weiter als das Foto "Formwerkzeuge I ", welches Vorlage und Anlaß für diese Musik war. Die dem Bild immanente Farbigkeit und Klanglichkeit wird herausgelöst und in spielerische Abläufe transformiert. Weiß, Grau, Silber, vielleicht auch Gold sind die Grundfarben dieser Musik. Helligkeit und Beweglichkeit - Tiefe, Ruhe und Dunkel-
heit sind die Pole der Klangabläufe, zwischen denen die Musik stattfindet.
Das Violoncello-Solo des 2. Satzes dann greift die mechanisch-handwerkliche Ebene auf, auf die in dem Foto angespielt wird. Da entstehen Klänge und Klangprozesse, die durch mechanischen Einsatz erzeugt werden, auf Saiten von Stahl, gespannt über einen hölzernen Hohlraumkörper. Die Materialität der ruhenden Geräte, die im Foto Energiefelder und Rhythmen schaffen, veranlaßt die Klänge des Cellos dazu, auch mit
energetischen Prozessen, Rhythmen und Klangfeldern zu spielen.
Wittwulf Y Malik: VISIBLE MUSIC / MUSICAL VISION

Nach seiner Ausbildung als Komponist und Violoncellist beschäftigte sich Wittwulf Y Malik in jeweils mehrjährigen Studien- und Arbeitsphasen mit den anderen Künsten. Sein Thema richtet sich immer auf die umfassende Idee des Gesamtkunstwerkes. Er ist ein Grenzgänger und Grenzüberschreiter, der nicht Halt macht am Rand seiner zentralen Kunst, der Musik, sondern der mit der Sprache der Musik Verbindung schaffen will zu den Feldern der andern Künste.

In seiner Vorstellung ist der moderne Mensch in innere Einzelteile zerfallen, der ganze mögliche Sinn ist in die verschiedenen Sinne aufgespalten, es ist ihm das Synthetische nicht mehr zugänglich. Da hat die Kunst und haben die Künste die Möglichkeit und Aufgabe, durch Multimedialität wieder auf das Zusammenwirkende der Sinne hinzuweisen, auf das Synästhetische.

So arbeitet Wittwulf Y Malik immer wieder in Projekten, die wenigstens zwei oder auch mehrere Künste zusammenführen. So stellt er sich auch immer wieder in die Kooperation mit anderen Künstlern, mit Tänzern, Schauspielern, Regisseuren, Schriftstellern, Malern, Bildhauern, Fotografen, Filmern. Er selber macht Projekte mit Klangskulpturen, Raum-Klang-Installationen, Raum-Klang-Performances und malt seine grafischen Partituren. Diese befinden sich auf einem schmalen, aber bedeutsamen Grat künstlerischer Äußerung, indem sie als Notenschrift, Partitur einerseits Hinweise zur Ausführung für einen Interpreten sind, andererseits ganz eindeutig die Qualität und das Leben eines Bildes haben. Diese Arbeiten sind zugleich Bild und Musik. Sie sind zuerst Bild durch ihre klare und stimmige Präsenz der Zeichen auf der Bildfläche, dann werden sie aber schon Musik im Kopf des Betrachters, indem die Bildzeichen durch ihre Rhythmik und Melodik beim Betrachten Schwingungsvorgänge auslösen und zuletzt werden diese Arbeiten reale klingende Musik, indem ein Spieler sie belebt, inkarniert durch seine Klanggestaltung.